Arnis Abenteuer im IMAF-Land
Über das Pfingstwochenende besuchte ich in Hamburg das Pfingstcamp der IMAF (International Modern Arnis Federation), die ähnlich wie der DAV Modern Arnis lehren. Die Organisatoren und Veranstalter dieses dreitägigen Seminars waren Master of Tapi-Tapi Gabriele Roloff und Gura Astrid Zimdahl (Dayang Apat, 4. Dan). Neben diesen beiden Trainerinnen waren als weitere Referenten noch zwei Gäste aus den USA eingeladen: ein weiterer Master of Tapi-Tapi der IMAF, Chuck Gauss aus Michigan, und Grandmaster Will Higginbotham (certified IMAF Instructor, 8. Dan Ryukyu Kempo, 3. Dan Small Circle Jiu Jitsu, 2. Dan Modern Arnis), dessen Lehrinhalte bei diesem Seminar von der Anwendung von Druckpunkten handelten.
Remy Presas gründete 1957 die IMAF als Organisation, die seinen Stil verbreiten sollte und Gaby erläuterte mir, dass diese ausschliesslich und von anderen Stilen und Lehrern ungefärbt Modern Arnis nach Remy Presas unterrichtet – so wie Prof. Remy Presas es ihnen als komplettes System gezeigt hatte.
Nachdem ich mit etwas Mühe den Veranstaltungsort gefunden hatte (in diesem Bereich Hamburgs gibt es anscheinend sehr viele Schulen mit daran angeschlossenen Sporthallen und ich kenn mich in Hamburg nicht wirklich gut aus) wurde ich freundlich willkommen geheißen. Die anderen Arnisadorinnen kamen aus verschiedenen Städten Deutschlands und nicht wenige waren aus Holland angereist, so waren unsere Gespräche während der drei Tage meist von einem fröhlichen Deutsch/Englischmix geprägt. An den drei Tagen waren Trainingszeiten von 6, 8 und 3 Stunden (mit Pausen) angesetzt.
Am ersten Tag eröffnete Chuck Gauss das Training mit einem 2-gegen-1 Stockdrill, der beim DAV als Singledrill bekannt ist, wobei hier Variationen in der Lehrmethode als sehr interessant zu Tage traten. Danach erklärte uns Will in einer Einführung zu Pressurepoints und Qi/Chi, wie umfangreich dieses Gebiet für sowohl die kämpferische als auch heilende Verwendung ist, wovon wir auch in der praktischen Anwendung überzeugen konnten. Gaby Roloff lehrte als Einheit des Nachmittags komplexe Kombinationen mit eingestreuten Abaniko Kontern mit Eingängen in Hebel und Trappings, bei denen wir auch blieben, als Chuck den Tag durch Anwendung und Variation des Centerlock Hebelkonzeptes abschloss..
Der Sonntag wurde von Chuck mit weiteren Varianten aus dem Singledrill und dem Tapi-Tapi (welche ja eng verwandt sind) gewürzt. Will ging sehr reich an Details auf die Druckpunkttechniken in den klassischen Formen ein, besonders hier auch in Karatekatas und den waffenlosen Anyos von Remy Presas, ein Gebiet, auf dem ich mich nicht sehr gut auskenne aber die Analogien zu Kampfsituationen gut erkennen konnte. Weitere Kyusho Anwendungen und Small Circle Jujitsu Hebelkonzepte ergänzten die Einheiten. Gaby unterrichtete in ihrer Einheit des Tages zusammen mit Astrid einen den Sinawalis ähnlichen Doppelstock Schlagdrill, aus dem heraus etliche Konter- , Kontroll- und Entwaffnungstechniken zu üben sind. Hier gingen die beiden verstärkt auf Palis-palis, Abaniko und Gunting Techniken ein.
Montag schloss das Training mit ein bisschen Wiederholung und weiteren Ergänzungen von allen Trainern zu den durchgenommenen Themen ab.
Abgesehen davon, dass sich das Modern Arnis im DAV systematisch anders zusammensetzt, konnte ich bei den drei Trainingstagen feststellen, dass wir essentiell doch alle Modern Arnis nach Remy Presas machen, nur dass sich die Schwerpunkte, Lehrmethoden und Perspektiven mal mehr, mal weniger voneinander unterscheiden. Eine gute Ergänzung und ein frischer Blick auf das, was ich bereits kannte und einiges Neues und Interessantes wurde hier geboten.
Nach den ersten beiden Trainingstagen saßen wir abends noch gemütlich in einem indischen und in einem internationalen Restaurant zusammen und unterhielten uns gut über Arnis, die Welt und den ganzen Rest. Die Camporganisation war vorbildlich, besonders die Bereitstellung von Mineralwasser, Obst und Keksen (yay!) hat viel geholfen.
Letztendlich habe ich viele nette Leute kennengelernt, mein Englisch wieder ein wenig entrostet und (auch wenn es alles ganz schön viel war über die drei Tage) viel Spaß gehabt.
Bastian Kinne